Gemeinsame künstlerische Interventionen in Institutionen der Komischen Künste.
Heute jährt sich der terroristische Anschlag auf die Redaktion der französischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ zum zehnten Mal.
Am 7. Januar 2015 drangen zwei islamistische Attentäter in die Räume der Redaktion in Paris ein, nachdem diese Karikaturen des islamischen Propheten Mohammed veröffentlicht hatte. Zwölf Personen starben und für weitere Betroffene veränderte die Tat ihr Leben und Arbeiten nachhaltig.
Der terroristische Anschlag auf die Redaktion der französischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ löste weltweite Bestürzung aus. Mit dem Ausspruch „Je suis Charlie“ nahmen Menschen in ganz Europa an Solidaritätsbekundungen für die Verstorbenen teil. Bis heute beeinflusst dieses schreckliche Ereignis die Arbeit von vielen Zeichner*innen nachhaltig. Fragen zur Kunst- und Meinungsfreiheit, zur künstlerischen Zensur und zu unseren Grundrechten werden in Folge auf das Attentat aufgeworfen.
Den zehnten Jahrestag des Anschlags nehmen fünf Einrichtungen der Komischen Künste – das Wilhelm Busch Museum Hannover, die LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen, das Caricatura Museum Frankfurt, die Caricatura Galerie Kassel, der schauraum: comic + cartoon Dortmund – und unsere Stiftung Museen für Humor und Satire gemeinsam zum Anlass, ein Zeichen zu setzen.
Mit der Präsentation ausgewählter Werke zeitgenössischer Karikaturist*innen gedenken diese Institutionen den Betroffenen und solidarisieren sich mit ihrem Schaffen.
Über einen gemeinsamen Aufruf haben zeitgenössische Künstler*innen Cartoons, Karikaturen und Eindrücke zu dem Terroranschlag und dem Thema Kunstfreiheit eingesandt. Eine Auswahl der Werke, sind im Zeitraum vom 7.–26. Januar 2025 in den fünf Museen bzw. Galerien als künstlerische Intervention zu sehen.
Über die Schauen hinaus ist der Diskurs zur Freiheit der Kunst das Ziel der Aktionen. Die Karikatur als Kunstform hält der Gesellschaft bereits seit Jahrhunderten einen Spiegel vor, übt Kritik und sägt am Stuhl der Autoritären. So hat sie maßgeblich dazu beigetragen, dass sich die demokratischen Gesellschaften Europas von den Zwängen der Zensur befreit haben.
Vor dem Hintergrund des Rechtsrucks in Deutschland und seinen Nachbarländern steht kritische Kunst heute wieder im Spannungsfeld zwischen Kunstfreiheit, Politik und gesellschaftlichem Konsens. Was darf Kunst – und was muss sie dringend?
Die Veranstalter laden ein zum Diskutieren und Reflektieren.
Mehr zu den Aktionen findet man in einem Beitrag vom CartoonJournal als Überblick!
Die „Stiftung Museen für Humor und Satire“ der Cartoonlobby erinnert hier auf ihrem Online-Portal an die direkten Reaktionen der Künstler*innen auf die Anschläge vor 10 Jahren, die als Mediashow spontan im damaligen Cartoonmuseum Brandenburg zeitnah in der laufenden Ausstellung gezeigt wurden.
Diese spiegeln die Befindlichkeiten, Ängste, Solidarität und befürchteten Auswirkungen aus dem Blickwinkel der Zeichner*innen zum Zeitpunkt direkt nach den Anschlägen in Paris … lassen Erinnerungen an damals Revue passieren.
Rückblick:„Je suis Charlie“ vor 10 Jahren
Gemeinsame Schau deutscher und französischer Zeichner*innen in Luckau 2015/16
Der traditionelle Jahresrückblick 2015 mit politischen Karikaturen im Cartoonmuseum Brandenburg (Luckau) stand ganz im Zeichen der Ereignisse von Paris mit dem blutigen Anschlag auf eine Satirezeitschrift und einen Supermarkt am 7. Januar 2015.
Damals entstand die Idee und das Bedürfnis bei der bundesweiten Vereinigung von Protagonisten der Komischen Künste „Cartoonlobby“, eine gemeinsame Ausstellung mit französischen Kollegen zu veranstalten.
Sechs prominente Zeichner*innen wurden stellvertretend dazu ausgewählt, in der neuen Schau des Museums mit ihren Karikaturen gezeigt zu werden, die am 1. November eröffnet wurde.
Mit dabei waren Klaus Stuttmann, NEL, Schwarwel und COCO, René Pétillon, Thibaut Soulcié.
Nach dem schrecklichen Terroranschlag von Paris begann das Jahr 2015 mit Solidaritätsbekundungen und dem Ruf nach Verteidigung der Presse- und Meinungsfreiheit in Europa. Es gab in den Folgemonaten rege Diskussionen in der Öffentlichkeit zur Frage: was Satire darf und wie weit Karikatur gehen kann. Auch stand immer wieder die Verletzung religiöser Gefühle und das Beharren auf unsere westlich-europäischen Wertvorstellungen in einer globalisierten Welt im Fokus der Auseinandersetzungen zu diesem Thema. Dazu haben sich die tagespolitischen Zeichner natürlich ihre eigenen Gedanken gemacht und zu Papier gebracht.
Doch die Staatengemeinschaft hatte sich noch vielen Problemen zu stellen in diesem Jahr 2015 – zusammen oder im eigenen Land. Krisen, Kriege, Terror und Flüchtlingswellen prägten die internationale Politik und die Berichterstattung in den Medien.
Die Schau deutscher und französischer Karikaturisten blickte auf diese Ereignisse zurück, spiegelte unterschiedliche Sichtweisen aber auch Gemeinsamkeiten wider.
Darüber hinaus verdeutlichte die Ausstellung, dass es verschiedene Traditionen im Umgang mit Humor und Satire in den beiden europäischen Nachbarstaaten gibt und brachte den Besuchern die französische Karikatur ein Stück näher.
Die Cartoonlobby präsentierte die gemeinsame Ausstellung parallel in Paris 2016
Am ersten Jahrestag der blutigen Anschläge auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ und einen Supermarkt wurde am 7. Januar 2016 auf dem Gelände der Internationalen Universität Paris die Ausstellung „Jahr des Schreckens – L’Année terrible“ im Heinrich-Heine-Haus eröffnet.
Mehr als 150 Besucher kamen zur Vernissage, die mit einem einleitenden Vortrag begann. Johann Chapoutot (Professeur à la Sorbonne nouvelle Paris III, membre de l’IUF) hielt diesen interessanten Vortrag zu den deutsch-französischen Beziehungen auch im Zeichen der Ereignisse des Jahres 2015.
Moderiert wurde die anschließende Eröffnung von Walther Fekl, Koorganisator der Ausstellung und Verbindungsmann der Cartoonlobby für Frankreich.
Aus Deutschland angereist waren desweiteren der Zeichner und Cartoonlobbyist Klaus Stuttmann und der Vorstandsvorsitzende des Verbandes Philipp Heinisch. Sie trafen neben den Veranstaltern des Heinrich Heine Hauses die französische Zeichnerin COCO und den Zeichner Thibaut Soulcié zur Vernissage.
Es kam zu vielen anregenden Gesprächen und freundschaftlichen Kontakten. Ein besonderer Dank der Cartoonlobby galt den Veranstaltern in Paris, die sehr entgegenkommend und engagiert dieses Projekt begleitet und ermöglicht haben.