Forschungsstelle

Presse und Karikatur haben von Anfang an eine gemeinsame Geschichte. Karikaturen und Cartoons in Zeitungen und Zeitschriften waren auch immer ein Gradmesser für die jeweils herrschende Pressefreiheit und dessen, was möglich war unter den gegebenen gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnissen.

Meinungsfreiheit und die Freiheit der Künste lassen sich auch immer daran messen, wie gezeichnete Satire und gesellschaftskritischer Humor in Presse und Medien präsent und geduldet sind. Nicht selten waren und sind deren Urheber wie ihre Werke Gegenstand von Zensur, von juristischen Anfeindungen bis hin zu Verfolgung und Inhaftierung. 
Pressezeichner sind da genauso betroffen, wie ihre schreibenden Kollegen und Fotografen. Fand die Bedeutung und Rolle der Pressezeichnung in der Vergangenheit von den Redaktionen der Zeitungen und Zeitschriften auch immer weniger Beachtung – erfreuen sich die populären Genres Karikatur und der Cartoon auch weiterhin großer Beliebtheit bei der Leserschaft, den Besuchern von Ausstellungen und Käufern von Büchern. 

Die Karikaturist*innen sind Chronisten des Zeitgeschehens und zugleich des Zeitgeistes. Mit ihren Arbeiten bringen sie Auseinandersetzungen in Politik und Gesellschaft auf den Punkt, verdeutlichen Zusammenhänge, Hinterfragen bestenfalls die Problematiken und liefern Denkanstöße. Das alles in kompakter und verständlicher Form, die dem Leser und Betrachter sofort ins Auge springt. Insbesondere die tagespolitische Pressezeichnung ist dabei kaum denkbar ohne den Kontext der Beiträge im jeweiligen Druckerzeugnis – ja wird vielmehr nur verständlich für den informierten und politisch interessierten Leser. 

Eine Presse ohne Bildwerke wie Karikaturen, Illustrationen und Fotografien war bislang nicht denkbar. Aber ebenso wichtig für die Forschung ist in welchem Kontext die Karikaturen und Cartoons die Öffentlichkeit erreicht haben, wo und wann sie gedruckt wurden. Ihre Entstehung und Verbreitung sind, zumindest historisch gesehen, eng verbunden mit den Verlegern, Redaktionen  und der Ausrichtung der jeweiligen Zeitungen und Zeitschriften in den denen sie erscheinen konnten. 
Eine Karikatur, welche ihr Publikum und die Leserschaft nicht erreicht ist mehr oder weniger bedeutungslos für die Kunstgeschichte und wird nur wieder interessant, wenn es Gründe gab, die eine Veröffentlichung verhindert haben. 

Die Wahrnehmung von Karikatur und Cartoon in der Öffentlichkeit und deren Bedeutung als Erwerbsquelle für die Zeichner*innen ist immer noch eng verknüpft mit dem wirtschaftlichen Erfolg der Printmedien und deren Vermarktungsstrategien in der neuen digitalen Informationsgesellschaft.

Auch was die weitere Entwicklung der modernen Kommunikation betrifft sind Karikaturen wie deren Zeichner*innen den gleichen Anfeindungen und Mechanismen in den sozialen Medien ausgesetzt wie Zeitungsartikel, Kabarettist*innen, Prominente, Autoren, Politiker u.v.m.