Henry Büttner

12.11.1928 

Henry Büttner – Selbstporträt

Oft wird er als der Philosoph unter den Zeichnern gesehen.
Henry Büttner ist ein Meister des kargen Strichs, der leisen Satire und des melancholischen Humors. Seine Zeichnungen kommen meist ohne Worte aus.

Was anfangs, wie ein Witz aus dem täglichen Leben, über Haus, Familie, Auto, Kneipe oder Büro erscheint, entpuppt sich beim genaueren Hinsehen oft als versteckte Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen, als Anspielung auf Missstände und Unmoral. Großes spiegelt sich im Kleinen.
Er schickt seine schrulligen Protagonisten mit ihrem verschrobenen Weltbild in groteske Situationen.
Wieviel haben diese Typen von ihm selbst?


Henry Büttner wird 1928 in Wittgensdorf bei Chemnitz in Sachsen geboren, wo er auch heute noch lebt.
Nach Abschluss der achtklassigen Volksschule beginnt er 1942 eine Lehre als Plakatmaler und Schaufenstergestalter. Gerade 16 Jahre alt, wird er noch im Januar 1945 zum Wehrdienst einberufen. Nach einem kurzen Intermezzo in der Landwirtschaft und einigen Versuchen, die Laufbahn eines Sängers einzuschlagen, wird Büttner Dekorateur und Schildermaler in einem Warenhaus. Nebenbei beginnt er zu zeichnen, beeinflusst von Edward Munch und Alfred Kubin.

Studie – Afrikanische Nashörner – 1949 – Tusche, Feder

Skizzen und Federzeichnungen aus seiner ländlichen Umgebung entstehen. Er beobachtet Straßenszenen, es gibt Bewegungsstudien, und Akt- und Tierzeichnungen. Auf die Idee, Karikaturen zu zeichnen, bringt ihn damals ein Kollege.

Studie – Landschaft mit Kleinstadt – 1950 – Tusche, Feder

In der Silvesternummer des »Eulenspiegel« 1954 erscheint zum ersten Mal eine Henry Büttner- Karikatur.
Seit 1959 ist er freiberuflicher Karikaturist und Pressezeichner. Bilderfolgen erscheinen in der Zeitschrift. Sie bestehen meist aus drei, vier Teilen. Zu den frühen Geschichten zählt die Serie „Paul und Klärchen“, die wöchentlich im »Eulenspiegel« erscheint.
1965 beginnt er Humortexte der Eulenspiegel- Autoren zu illustrieren.

Illustration „Pardon für Bütten“ – Eulenspiegel Verlag – 1965 – Federzeichnung

Ab 1967 entstehen auch Illustrationen zu biblischen Themen für kirchliche Verlage.

Illustration zu „Leben. Glauben, Lebenserfahrungen, Glaubensentdeckungen, ältere menschen begegnen der Bibel“ – Deutsche Bibelgesellschaft – 1990 – Federzeichnung

In mehr als drei Jahrzehnten werden Büttner Karikaturen zu den meist gedruckten Zeichnungen in der DDR- Presse.

o.T. – 1980 – Tusche – Zeitgeschichtliches Forum Leipzig

Die Titel seiner Sammelbände sagen einiges über den Zeichner aus: „Der Mann mit dem runden Hut und andere kuriose Leute“,  „Gesellschaftsspiele“, „Unsere Menschen in Protzendorf“, „Unsere Hausherren von morgen“, „Das gute Beispiel“, „Immer FESTE feiern“. Immer wieder gibt es Bücher zu seinem Lieblingsthema, gesammelter Humor über Musik, Musiker und Musikenthusiasten.

Henry Büttner ist und bleibt ein Sonderling, er wollte stets in Ruhe gelassen werden. Von seinem Dorf aus beobachtet er die Welt.
Ab 1999 beschließt er nicht mehr zu zeichnen und möchte nur ungestört seinen Lebensabend verbringen.

© Nachdruck möglich mit freundlicher Genehmigung des Autors von „EULENSPIEGEL-Klassiker der ostdeutschen Karikatur“ – Andreas Nicolai; Wilhelm-Busch-Gesellschaft Hannover; 2008


Andere über Henry Büttner

„Begegnung mit Henry Büttner. Der junge Zeichner (Jahrgang 1928), Dekorateur von Beruf, reiste aus der Gegend von Karl-Marx-Stadt an: wortkarg, zurückhaltend, beinahe schüchtern. Nur ein gelegentliches Lächeln in den Augenwinkeln ließ erkennen, dass er es faustdick hinter den Ohren hatte… Anfangs war seine Art zu zeichnen noch romantisch-verspielt. Büttners Eigenständigkeit manifestierte sich noch primär in der Idee, in seiner ganz spezifischen Art des Um-drei-Ecken-Denkens. Der Herausgeber meinte schon damals, ihn mit Fug und Recht einen zeichnenden Karl Valentin nennen zu dürfen. Sehr bald fand »HB« zu einem eigenen Strich, der in den letzten Jahren bei aller thematischen Liebenswürdigkeit eckiger, beinahe streng wurde.

Ganz und gar nicht streng hingegen ist Henry Büttners Blick auf Umwelt und Mitmenschen. Selbst unangenehme Zeitgenossen behandelt er noch mit milder Ironie.“

Hilde Arnold im Nachwort zu Der Mann mit dem runden Hut 1973

Büttner über Büttner

„Entgegen der allgemeinen Meinung, derzufolge alle irgendwie künstlerisch tätigen Leute von einem grenzen­losen Leistungsethos besessen sein müssen, das sie bis zum letzten Atemzuge zu Produktivität zwingt, befinde ich mich schon seit einiger Zeit in einer großartigen Ruhe­standsstimmung. Es gelingt mir ausgezeichnet, meine Tage mit Lesen, Gartenarbeit und Selbstgesprächen auszufüllen. Daran kann auch der Umstand nichts ändern, dass ich mich mit 65 genauso fühle wie mit 20.

Mit 20 habe ich es nämlich strikt abgelehnt, mich jung zu fühlen. Bei dem, was jetzt von mir veröffentlicht wird, handelt es sich meist um Vorrat. Wenn mir gelegentlich ohne Konzentrationsaufwand noch etwas einfällt – meist beim Lesen -, zeichne ich das immerhin. Da ich es in jungen Jahren mit Schopenhauer hielt, konnte ich mich für den Sozialismus nicht erwärmen und schon gar nicht erhitzen. Da mir Schopenhauer auch heute noch einiges bedeutet, kann ich mich auch mit den jetzigen Verhältnissen nicht recht anfreunden. Das muss natürlich nicht ausschließlich an Schopenhauer liegen.

Es fällt mir auf, dass ich nach der Wende seltener einen Schlips umbinde als vor der Wende.“

Büttner in einem Brief an den Eulenspiegel November 1993

„Das Phänomen des sächsischen Dialekts hat mich bis heute nicht gehindert, einigermaßen zufrieden in Wittgensdorf auszuharren. Ein Reisebedürfnis ist bei mir nicht vorhanden.“

Büttner in Männer sind auch nur Menschen 2001

AUSWAHL

Henry Büttner in der Sammlung

Die Sammlung der „Stiftung Museen für Humor und Satire“ verfügt bislang nur über einige wenige originalgraphische Blätter von Henry Büttner.
Im Archiv und in der „Fachbibliothek für Humor und Satire“ unserer Stiftung ist der Zeichner natürlich umfassend vertreten.