Heinz Jankofsky

(28.9.1935-2.5.2002)

Heinz Jankofsky – Selbstporträt

Sein bodenständiger Humor und seine unnachahmlichen Figuren machten Heinz Jankofsky zu einem der populärsten Humorzeichner. Er hat ein besonderes Gespür für die Komik im Alltag.
Sein Witz ist wörtlich, unmittelbar und kommt ohne jede Verrenkung daher.

Der Ansatz für die Idee ist oft absurd und die Situation an den Haaren herbeigezogen. Jankofsky- Figuren sind von unbeholfener Normalität, schräger Pfiffigkeit und strahlender Doofheit. Dennoch sind seine Zeichnungen nicht verletzend und die Betroffenen haben immer irgendwie unser Mitgefühl.

Heinz Jankofsky hat eine große Fangemeinde und sein kommerzieller Erfolg war bis zuletzt ungebrochen.


Heinz Jankofsky wird 1935 in Berlin geboren und wächst im Bezirk Kreuzberg in einem Hinterhaus auf.
Nach Abschluss der neunten Klasse erwartet die Familie, dass er wie sein Vater, bei der Eisenbahn arbeitet und einen „anständigen Beruf“ erlernt. Er wird Maschinenschlosser im Reichsbahnausbesserungswerk Berlin- Tempelhof. 1961 siedelt er nach Ost- Berlin um und ist nun Arbeiter im RAW Berlin- Schöneweide. Nebenbei besucht er Abendkurse an der Volkshochschule im Akt- und Porträtzeichnen.

Erste Karikaturen entstehen und werden in der Betriebszeitung des RAW und in der Eisenbahner Zeitung »Fahrt frei« gedruckt. Im »Eulenspiegel« debütiert er mit einer Serie von Kanonenkugelwitzen mit dem Titel „Zum Kugeln“ im Dezember 1960. Von da an veröffentlicht der »Eulenspiegel« Jankofsky- Karikaturen in zunächst unregelmäßigen Abständen. Zur gleichen Zeit arbeitet er auch für die Fernsehzeitschrift »FF- Dabei«. Jankofsky beschließt freischaffender Zeichner zu werden. Von seinem Mentor Karl Schrader mehr ent- als ermutigt, aber vom Humorzeichner Erich Schmitt immer bei Laune gehalten, bleibt er seinem Vorsatz treu und kündigt 1968 seinen Job als Schlosser. Jankofsky- Zeichnungen sehen zu dieser Zeit anders aus als heute.

Erst Strich um Strich findet er Mitte der 70er Jahre zu seinem unverkennbaren Stil. Dazu gehören die Markenzeichen „Gurkennasen“ und „Augenringe“ bei den langhaarigen Herren, „dicke Stupsnasen“ und „Sommersprossen“ bei den stets korpulenten Damen.

„Mein Mann kann heute nicht zum Stammtisch kommen, er hat’s im Kreuz.“ – 1980er Jahre – Tusche

Jankofsky- Humor lebt davon, dass im Leben immer einer der Dumme ist über den dann gelacht wird. Seine besondere Kunst besteht aber darin, die „Dummen“ nicht herabzusetzen und an den Pranger zu stellen. Er weckt beim Betrachter gleichzeitig Mitgefühl und ein gewisses Verständnis. Die Skurrilität der Situation, die arglose Frage, die überraschende und blödsinnige Wende im Geschehen sind Resultate eines „Um-sieben-Ecken-Denkens“.

Jankofsky liefert seinen Auftraggebern meist ganzseitige Serien oder Zusammenstellungen mit Zeichnungen zu einem bestimmten Thema. Seine Auftraggeber sind neben dem »Eulenspiegel« Zeitschriften wie »Garten und Kleintierzucht«, die »Wochenpost«, die »Neue Berliner Illustrierte (NBI)«. Für sie produziert er Bildgeschichten, etwa 400 Folgen. Bis auf seine eigene Kreation „Rolf und Rudi“ handelte es sich dabei um Literaturadaptionen.

Rätselbild für die NBI – Mitte der 1980er Jahre – Tusche, Aquarell

Für die »NBI« (Zeitschrift – Neue Berliner Illustrierte) zeichnet er auch aufwendige Such- und Rätselbilder für Preisausschreiben.
Es entstehen Diaserien mit Bildgeschichten für Kinder, Kartenspiele, drei Episoden zum Thema „Auto“ für die DEFA, Illustrationen zu einem Kinderbuch, erste Postkartenserien und Entwürfe für Plakate.

Studie/ Entwurf zum Jubiläum „750 Jahre Berlin“ – 1987 – Tusche, Bleistift

Im Eulenspiegel- Verlag erscheinen die Sammelbände „Die genaue Urzeit und ihre Folgen“ zum 50. Geburtstag des Zeichners 1985 und „Katze und Maus“ 1989.

„Mach‘ Feuer, ich hab‘ einen!“ – 1982 – Tusche – Eulenspiegel Buch „Die genaue Urzeit und ihre Folgen“
„Na, was haben wir denn falsch gemacht?“ – 1986 – Tusche – Aquarell

Nach der Wende wird er zum Bestseller- Autor. Allein 13 Karikaturenbücher und ein Skatspiel bringt der Verlag von 1995-2001 heraus. Darunter mit mehreren Hunderttausend verkauften Exemplaren die Persiflage „Der Schein fürs Sein“, ein Reprint des DDR- Personalausweises mit Jankofskys Karikaturen. Für diese Büchern zeichnet er fast alle Karikaturen noch einmal neu. Andere Verlage bringen ebenfalls Jankofsky- Bücher, Postkarten, Kalender heraus.

„Sehr schön – und jetzt mal mit richtigem Geld.“ – 1994 – Tusche

Als Comic-Produkt entsteht eine Heftreihe um sein Lieblingssujet Katzen: „Kater Billi“ für das Dresdner Hygienemuseum. Er liefert Illustrationen zu mehreren Büchern und ist weiterhin für Zeitungen und Zeitschriften tätig: u.a. für die »Berliner Zeitung«, »Bauernzeitung«, »Sächsische Zeitung«, »Dein Hund«, »Unsere Cats« und bis zu letzt wöchentlich für die »SUPERillu«.

Heinz Jankofskys Zeichnungen sind in allen wichtigen Karikaturenausstellungen vertreten und vor allem nach 1990 gibt es zahlreiche Personalausstellungen. Als Preise bekommt er hauptsächlich Auszeichnungen des Publikums – auf die er besonders stolz ist.

„Wenn Sie mehrere nehmen, kriegen Sie Rabatt.“ – 1995 – Tusche – im Eulenspiegel Buch „Jetzt ist Sense!“ 2001

Anfang der 90er Jahre zieht Heinz Jankofsky von Berlin- Pankow in das uckermärkische Dorf Bebersee. Dort stirbt er im Alter von 66 Jahren im Mai 2002.

© Nachdruck möglich mit freundlicher Genehmigung des Autors von „EULENSPIEGEL-Klassiker der ostdeutschen Karikatur“ – Andreas Nicolai; Wilhelm-Busch-Gesellschaft Hannover; 2008


Heinz Jankofsky über sich

Ich setze mich von 10-15 Uhr immer in mein Stammcafé neben der Pankower Post, fertige dort bei mehreren Kännchen Kaffee die Skizzen an, da ich nämlich den Trubel, die Leute, das Leben auf der Straße brauche. In aller Stille zu Hause fällt mir kaum etwas Gescheites ein, dort entstehen nur die Schlusszeichnungen. Aber das ist lediglich eine Sache des Handwerks, der Technik quasi.

Heinz Jankofsky in einem Interview der Zeitung  Neue Zeit 1985

Am meisten Freude bereiten mir Zeichnungen über Vierbeiner, da ich von Hause aus ein großer Tierfreund bin. Und solche unter dem Motto „Hochzeit“. Die ganze Prozedur, die Stimmung auf dem Standesamt enthält oft soviel Ulkiges, dass einem die Karikaturen einfach gelingen müssen.

Heinz Jankofsky in einem Interview der Zeitung  Neue Zeit 1985

Schwarzer Humor könnte die höchste Form der Schadenfreude sein, immerhin gehen viele alte Damen gern auf Friedhöfe, wohl wissend, dass sie auch wieder zurückkehren. Ich denke, man kann ruhig unabwendbare Dinge mit Humor behandeln und sich guten Gewissens auf die Gratwanderung zwischen Trauer und Heuchelei begeben, wenn … ja wenn man sich verkneifen kann, mit dem Entsetzen Scherz zu treiben! …

Jankofsky im Buch Jetzt ist Sense 2001

Andere über Heinz Jankofsky

Heinz Jankofsky weiß um die Kraft des Lachens, um das Konstruktive in ihm. Ein Verlachen, das Verurteilende und Zerstörerische, das diesem immanent ist, mag er nicht. Die Zeiten sind schwer genug, die Probleme für den einzelnen oft gewaltig. Es hilft niemandem […], wenn er sich über vielfach glossierte Tatsachen noch einmal lustig machte, wenn er vielfachen Verneinungen eine weitere hinzufügte. Befreiendes Lachen, das er mit seinen Zeichnungen provoziert, kann dagegen nicht nur Vergnügen bereiten, es kann zur Toleranz der Schwächen anderer Mitbürger und der eigenen verführen, kann auch ein wenig eigenes Selbstbewusstsein stimulieren.

Eberhard Ugowski zu einer Ausstellungseröffnung 1995

AUSWAHL

Heinz Jankofsky in der Sammlung

Das gesamte Lebenswerk von Heinz Jankofsky befindet sich im Eigentum der „Stiftung Museen für Humor und Satire“ und wird in deren Sammlung für die Nachwelt bewahrt.